Traumata heilen

Bessel van der Kolk beschreibt in seinem Buch „Verkörperter Schrecken“ detailliert eine Vielzahl alternativer Trauma-Therapien, mit denen er Patienten von ihrem Trauma heilen konnte – dauerhaft. Er praktiziert als Arzt und Psychotherapeut in den USA und leitet dort seit über 30 Jahren eine Traumaklinik. In seinem Buch steht er offen zu seiner anfänglichen Skepsis manchen Methoden gegenüber. Fasziniert von den Erfolgen seiner Kollegen, hat er dann aber sehr konsequent deren Methoden beobachtet, in klinischen Studien die Wirksamkeit der Methoden nachgewiesen und in Gehirnscans beobachtet, welche Hirnareale aktiviert werden und wie das Wirken zu erklären ist.


Unter Psychotherapeuten ist noch immer die Meinung verbreitet, man könne Traumatisierten lediglich helfen, den Umgang mit ihren Traumatisierungen erträglicher zu gestalten und sie für den Alltag zu stabilisieren. Vielfach werden dazu massiv Psychopharmaka eingesetzt. Alternative Heilmethoden werden zwar auch in Deutschland angewandt, meist aber nicht von den Kassen finanziert und sind somit, wenn überhaupt, vor allem in Kliniken als Begleittherapien anzutreffen. Wer sich als niedergelassener Psychotherapeut solcher Methoden bedienen möchte, kann nur selbst zahlende Patienten in diesen Genuss kommen lassen.
Bessel van der Kolk konnte traumatisierte Patienten vielfach dauerhaft von ihrem Leid befreien. Gelungen ist ihm dies über alternative Traumatherapien. Zwar räumt er ein, manche Patienten nur mit Psychopharmaka therapiefähig bekommen zu haben, betont aber den nur vorübergehenden Einsatz von Medikamenten und die Nachhaltigkeit der Psychotherapie. Sein Buch umfasst die Behandlung von Kriegsveteranen, erwachsenen Opfern einzelner und komplexer Traumata, sowie schwer traumatisierter Kinder und Jugendlicher.
Das Buch ist gut zu lesen und macht all jenen Mut, die Traumatisierte nachhaltig heilen möchten – mit wirksamen, alternativen Methoden. Sich selbst und Patienten gegenüber fühlt man sich nach der Lektüre gestärkt in der Überzeugung, eine Therapie anzubieten, deren Wirkweise in Studien und über Hirnscans nachgewiesen wurde. Wichtig aber auch scheint mir die implizite Botschaft, dass es die eine richtige Therapie für Traumatisierte nicht gibt.

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